Wie setzt sich ein Wohnhaus in Stadtrandlage nahe eines Bachlaufes mit Auwald in die Landschaft, wenn der Bewohner schwerst-gehandicapt ist? Welche Typologie oder Organisation lässt es zu, dass die Landschaft und der Außenraum für ihn erlebbar werden, mit dem Rollstuhl befahrbar werden?
Aus den Bedürfnissen der Bewohner, ein möglichst rollstuhl- und alterstaugliches Umfeld zu errichten, ist ein ebenerdiger, mit seiner Umgebung verbundener Baukörper entstanden. Entwickelt wurde er von innen nach außen. Ohne irgendeinen Höhensprung gelangt man vom Auto durch oder um das Haus in die wind- und wettergeschützten Außenbereiche.
Der Gedanke, ein Passivhaus zu errichten, stand im Widerspruch zur Entwurfspriorität. Stattdessen wurde das Heizsystem möglichst autark ausgebildet. Erdwärmetiefenbohrungen, eine Solaranlage und ein eigener Hausbrunnen schaffen neben sehr guten Bauteileigenschaften und der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen die größtmögliche Energieeffizienz.
Wichtig sind der Auwald und die beiden Bachläufe. Was sich an Beliebigkeiten hinter den Hecken der Nachbarn versteckt, ist nicht wichtig. Typische Einfamilienhausmeere, die die jeweiligen Baumarktmoden abbilden, werden vom Haus Gunhold ausgeblendet.
Der Plan war ein einfaches Haus, das Naturnähe und an den richtigen Stellen Sichtbeziehungen aufbaut, mit Holz in vertikaler Schalungsform als adäquatem Material, um sich im Laufe der Jahre dem Ort anzunähern, mitzualtern und dabei in Analogie zur selbstverständlichen Anmutung des Auwaldes zu treten.
Von außen betrachtet einfach und zurückgenommen, entfaltet das Haus von innen, vom Augpunkt des Bewohners, die gewünschte Vielfalt und Offenheit.
2008, Familie Gunhold, Netto-Wohnnutzfläche: 175 m2
Leistungen: Architekturplanung